Habt Ihr auch manchmal das Gefühl, dass es nie endet? Die Sonne scheint endlich wieder und dennoch: „Verwunden mein Herz mit eintöniger Mattigkeit.“ Wir schreiben Lockdown-Woche 17. Obwohl die Rettung seit Ende Dezember nahe ist, fühlt es sich dennoch jetzt, im Frühling 2021, an, als ginge nix vorwärts. Zum Impfstoffmangel für die Willigen, kommen Bedenken und Widerstand in den Lagern der Anderen. Lagern? Plural? Yep. Das eine Lager, also diejenigen, die das Impfen für Körperverletzung halten, lasse ich außen vor. Viel größere Bedeutung hat das weitaus größere Lager derer, die grundsätzlich eine Impfung befürworten, die aber Ängste haben. Ängste vor Impfstoffen, die auf neuartigen Mechanismen beruhen (mRNA) und die in enorm kurzer Zeit entwickelt wurden. So, wie es Aufgabe der Pharmaindustrie ist, ein höchstes Maß an Sicherheit der Impfstoffe zu gewährleisten, ist es ist die Aufgabe der Wissenschaftskommunikation all die Dinge dahinter transparent und verständlich zu erklären. Nicht einfach, in einer aufgeheizten, teils leugnenden, teils lethargischen, teils panischen Gesellschaft. Wir probieren es also mal mit Langsamkeit. Echt jetzt!
Corona wird bleiben
Es gibt keinen (berechtigten) Zweifel daran, dass Impfstoffe das Leben der Menschen um ein gewaltiges Stück besser gemacht haben. Das wird auch bei Corona so sein. Denn die Infektiosität von Sars-CoV-2 lässt keine andere Lösung zu. Wir werden vermutlich noch Jahre mit Corona leben müssen. Vielleicht sogar für immer. Wie mit den Grippeviren. Erst kürzlich wies die Leiterin der EU-Behörde zur Prävention von Infektionskrankheiten (ECDC), Andrea Ammon, genau darauf hin.
Fast-Food-Kommunikation
Leider ist die eigentlich medizinische Diskussion um die Corona-Impfung längst zu einer politischen, teilweise sogar ideologischen geworden. Das liegt ganz wesentlich auch an der Art wie wir heute im Alltag kommunizieren. Wir schreiben schneller als wir denken. In wenigen Worten. Oft, ohne zu hinterfragen, ob das, was wir da (mit)teilen, wirklich verstanden haben. Ob es tatsächlich haltbar ist. Oder eben nur die halbe Wahrheit. Oder gar keine. Auch die Wissenschaft ist in der Fast-Food-Kommunikation fleißig unterwegs. Bedauerlicherweise oft bruchstückhaft auf Social Media-Format getrimmt. Die systemimmanente Widersprüchlichkeit der Wissenschaft kommt da in der Regel nicht mit. Beziehungsweise sie öffnet die Tore nach allen Seiten. Grundsätzlich gut, aber eben auch dem Missbrauch ausgeliefert. Immer so, wie es von den einzelnen Kombattanten gewünscht ist.
Einfach mal zuhören
Aber das Thema Corona-Impfung ist für unsere Gesellschaft viel zu wichtig, als dass wir es nicht verstehen. Und das Verstehen beginnt eben mit der verständlichen wissenschaftlichen Kommunikation. Prof. Dr. Agnes Nocon, Dekanin der THD-Fakultät Angewandte Gesundheitswissenschaften, und Prof. Dr. med. Siegfried Jedamzik, Allgemeinmediziner und ebenfalls Professor an der THD, haben es Mitte Februar auf ihre Weise versucht. In einem Gespräch. Nicht mit 280 Zeichen, sondern mit einem Medium das gerade megamäßig trended. Ihr ahnt es schon, mit einem Podcast. Denn während Texte und auch Videos gar nicht mehr kurz genug sein können, erreichen Podcasts wie zum Beispiel „Methodisch Inkorrekt“ Längen von bis zu vier Stunden. Und richtig viele Follower. Keine Sorge, solange ist das Gespräch von Prof. Nocon und Prof. Jedamzik nicht. Dafür sehr erhellend. Für alle, die mehr wissen wollen über die Corona-Impfung. Einfach mal reinhören und ganz unaufgeregt etwas dazulernen.
In diesem Sinne, sprecht miteinander, nicht übereinander.
Euer Jörg
Jörg Kunz ist promovierter Biologe und PR-Experte mit vielen Jahren Erfahrung in Agentur und Industrie sowie in Expertenorganisationen wie Krankenhaus oder Hochschule. In seinen Blogbeiträgen wirft er einen persönlichen Blick auf aktuelle Ereignisse und betrachtet diese aus der Sicht der Kommunikation bzw. im speziellen aus Sicht der Wissenschaftskommunikation.