Digitalisierung? Digitalisierung ist kein Thema des letzten Jahrzehntes. Nehmen wir nur das Beispiel der digitalen Fotografie. Bereits 1961 entwickelte Eugene F. Lully für die NASA eine Kamera, die in der Lage war, analoge Ergebnisse in den Digitalbereich umzuwandeln. Damit war der Grundstein für ein Konzept der digitalen Fotografie gelegt. (https://www.digitalkameramuseum.de/de/geschichte). Heute sind Bilderstellungs- und Verarbeitungsangebote nahezu unbegrenzt verfügbar. Und dies im privaten sowie im beruflichen Umfeld. Das kennen und nutzen wir alle! Denn wir erwarten heute ganz selbstverständlich, zum Beispiel von einem Mobilphone, dass dieses auch als Kamera verwendet werden kann, ohne dass wir dafür einen Aufpreis zahlen müssen. Konsequenz daraus, es kommt durch zunehmende Digitalisierung zu einer Demonetarisierung.
Auch das, was wir heute unter „Social Media“ subsummieren, ist ebenfalls nicht neu und hat seine Anfänge im letzten Jahrhundert. Die professionelle – nicht militärische – Verbreitung von elektronischen Textnachrichten wurde unter anderem von Digital Equipment Corporation & IBM in der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts vorangetrieben. Heute sprechen wir darüber, dass demnächst über ein dichtes Netz von Satelliten an jedem Ort weltweit High-Speed-Internet verfügbar sein soll und damit dann prinzipiell auch alle Internetdienste.
Kreative Zerstörung
Was also ist dann neu? Digitalisierung ist eben nicht die neueste App oder das komfortabelste Tablet. Digitalisierung ist viel mehr – Digitalisierung kann messbar machen, Digitalisierung lässt Prognosen zu, die dann für Verbesserungen herangezogen werden können. Dies zeigt sich in den seit längerem exponentiell anwachsenden digital-technologischen Innovationen. Die sogenannten digitalen Zukunfts- und Schlüsseltechnologien eröffnen unter anderem alternative Arbeitsformen, Bearbeitungs- und Verarbeitungsprozesse. Damit können neue Geschäftsmodelle entstehen. Alte müssen überdacht und kritisch hinterfragt werden, oder aber sie werden gänzlich vom Markt verschwinden. Disruptionen, auch in uns bisher vertrauten Bereichen, werden wir zukünftig immer häufiger erleben.
Entgrenzung, Verbesserung, Veränderung
Wir werden mehr denn je orts- und zeitunabhängig miteinander arbeiten. Damit entsteht eine noch weitere Entgrenzung zwischen Arbeits- und Privatleben. Die bisherige Trennung dieser Lebensbereiche verschwimmt zusehends – digitale Technologien machen dies möglich. Es gilt zukünftig, eine Balance zu finden, mit der wir gut arbeiten, aber auch gut leben können. Die Reflexion bezüglich der eigenen Rolle in diesem Konstrukt gibt uns Orientierung in einer Zeit, die durch Unsicherheiten geprägt ist. Aber diese Reflexion erfordert Mut. Mut, sich selbst kritisch zu hinterfragen. Mut, die gewonnenen Erkenntnisse umzusetzen. Mut, sich seinen Platz in einer veränderten Umwelt zu erobern. Wir wollen in unserer Blog-Reihe auf die unterschiedlichen Facetten dieser Veränderungen näher eingehen. Denn eines ist klar – Digitalisierung bewirkt Transparenz, versorgt uns mit einer Vielzahl von Daten, befördert deren Verarbeitung und Auswertung. Digitalisierung erhöht damit die Qualität von Entscheidungen in Echtzeit. Digitalisierung eröffnet zudem Prognosen, die wiederum für Verbesserungen herangezogen werden können. Verbesserungen führen unweigerlich zu Veränderungen.
Digitalisierung braucht das Land. Es wird zukünftig vorrangig darum gehen, Prozesse zu hinterfragen und diese mittels technologischer Lösungen zu optimieren. Aber auch ein Verständnis dafür zu entwickeln, welche Chancen einerseits in Brüchen, Umbrüchen und Veränderungen, den sogenannten Diskontinuitäten der Arbeitswelt, stecken oder andererseits sich aus wegfallenden bzw. sich grundlegend verändernden, also disruptiven Geschäftsmodellen ergeben. Lebensbegleitendes Lernen wird für uns alle zu einem neuen Anforderungsprofil. In einer kleinen Blog-Reihe werden Dr. Thomas Bartscher, Professor für Personalmanagement, Innovations- und Transformationsmanagement, Digitalisierung & Arbeit 4.0 an der Technischen Hochschule Deggendorf und Regina Nissen, Dipl.-Kauffrau, Wissenschaftlerin des i:ad Institut für Arbeit & Digitalisierung und Geschäftsführerin der IPP-Institut GmbH, ihre Überlegungen zu diesem Thema darstellen.