Auch wenn die „stade Zeit“ wie man hier in Bayern sagt gerade angebrochen ist, noch mehr Stille brauchen wir aktuell eigentlich nicht. Es ist in den letzten Monaten schon sehr still geworden und die Sehnsucht nach Ausgehen, Menschen treffen, nach Kunst und Kultur aller Art wächst. Erinnerungen an das letzte Konzert, Volksfeste, Theater oder was auch immer, halten uns sicherlich etwas über Wasser. Man muss sie nur abrufen. Aber wie geht es eigentlich der Kunst- und Kulturszene? Sind sie noch da, wenn Corona uns wieder lässt?
Lange habe ich überlegt, wie ich diesen Blogbeitrag angehen könnte. Klar organisiert unsere Abteilung für die Hochschule Großveranstaltungen wie den Tag der offenen Tür und das Stadt Land Fluss Campus Open Air. Ein Gefühl für die Situation ist schon da und auch wir sind betroffen. Aber bin ich dadurch legitimiert, über die Branche zu schreiben? Manchmal braucht es einen Stein des Anstoßes und den habe ich bekommen. Gestern Abend ging ein Video auf Instagram online, das unsere Abteilung zugegebenermaßen schon mit Spannung erwartet hat. Dass es mich aber dann so bewegt und gleichzeitig endgültig zu diesem Blog-Beitrag inspiriert, damit habe ich nicht gerechnet. Für den Spirituosen-Hersteller Jägermeister sind fünf Berliner Künstler nach Deggendorf gekommen. Der reflexionsarme Raum der Hochschule hatte sie angelockt. In einem Experiment haben sie sich der absoluten Stille dieses Raumes gestellt. Entstanden ist ein Video mit der klaren Botschaft: so still kann es nicht für immer bleiben. Doch wenn wir das wollen, müssen wir jetzt etwas dafür tun!
Ziemlich schnell sammeln sich auch meine eigenen Gefühle zu dieser Situation. Der Frust, eine Veranstaltung zu planen, von der heute niemand sagen kann, ob sie überhaupt stattfinden wird. Gleichzeitig aber auch Erleichterung, weitaus weniger schlimm betroffen zu sein wie zum Beispiel Künstler, Clubs oder Veranstaltungsagenturen. Die persönliche Sehnsucht, endlich mal wieder auf ein Konzert zu gehen, zu tanzen, zu singen und alleine schon die Vorfreude, die man damit verbindet. Das Schuldgefühl, dass man zwar immer gerne Genießer von Kunst und Kultur ist, jetzt aber zu wenig Support leistet. Wie viele Konzertkarten würden in normalen Zeiten zum Beispiel unter dem Christbaum landen. Ob das heuer auch so ist? Ganz schön viele Gedanken und Emotionen auf einmal. Auch bei den Künstlern im Jägermeister-Video.
Die Frage, was nun getan werden kann, lässt sich für mich nicht so leicht beantworten. Die Lieblingskünstler weiter supporten, wo es geht, ja. Die Karten für das bereits zweimal verschobene Konzert behalten, ja. Den Drive-In Christkindl-Markt besuchen, ja. Als Hochschule den Dreh von Jägermeister unterstützen, ja. Deggendorfer Clubs auf dem Campus der Hochschule eine Live-Übertragung drehen lassen, ja. Am wichtigsten wird wohl aber sein, diese Pandemie gemeinsam zu besiegen. Auch wenn es langsam keiner mehr hören kann und die Puste ziemlich ausgeht. Mir ist auf jeden Fall klargeworden, dass ich aktiver in der Hinsicht werden möchte. Der Anfang ist mit diesem Blogbeitrag gemacht, das Thema wieder einmal auf den Schirm zu bringen. Genauso wie das Video von Jägermeister es tut. #savethenight
Theresa
Theresa Kappl ist Diplom-Betriebswirtin mit vielen Jahren Erfahrung in Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement. An der THD ist sie im Bereich Hochschul- und Wissenschaftskommunikation tätig mit Schnittstellen zu Social Media, Web-Redaktion und Veranstaltungsorganisation. Am Schreiben für den Blog findet sie gerade Gefallen.