Verständlichkeit und Aufmerksamkeit. Das sind zwei so Sachen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kümmern sich um komplexe Themen. Und die sollen sie so erklären, dass alle sie verstehen. Gleichzeitig muss es ihnen gelingen, in einer Welt mit Unmengen von Informationen Aufmerksamkeit zu generieren. Wie’s gehen kann, das hat man beim 7. Tag der Forschung an der THD sehen können. Auf recht sympathische Art und Weise.
Kurzer, aber (findet ihr vielleicht auch) netter Umweg: Witzig und absolut treffsicher war ein Schild, das mir mal an einer Tanke im Australischen Outback begegnete. So in der Mitte zwischen Alice Springs und Uluru (Ayers Rock). SEX prangte da in riesigen Versalien und darunter in kleiner: Now, we have your attention: No shirt, no service! Quasi eher das Gegenteil von Sex, nackte Trucker-Oberkörper unerwünscht. Naja, verständlich. Es kommt sicher nicht immer der Coca-Cola Light-Mann, Marc Jacobs, reinspaziert. Egal, man darf vermuten, dass so etwa knapp 100 Prozent die Botschaft gelesen haben. Vielleicht sogar kapiert. Für eine Evaluation fehlte mir damals natürlich Zeit und Lust. Bei geschätzt 45°C plus. War ja schließlich im Urlaub…
Aufmerksamkeit also. Und die Lösung ist klar. Einfach mal die Regeln brechen. Einfach mal das Unerwartete tun. Einfach mal die Katze aus dem Sack lassen. So wie Daniel Schäffer vom Technologie Campus Teisnach Sensorik. Denn ganz ehrlich: Wer erwartet schon bei einem Vortrag mit dem (für technisch nicht so krass versierte) kryptischen Titel »Production of integrated optical waveguides in glass«, dass urplötzlich kleine, niedliche Miezekatzen aus einem Bällebad grinsen. Und das bei doch recht unwirtlichen 300°C. Also kein Vergleich zum Outback in Australien. Und obwohl die Vortragsreihe beim Tag der Forschung virtuell war, konnte man die Reaktionen der Zuhörer förmlich mit Händen greifen. Ein breites Grinsen, ein überraschtes „Ups“, vielleicht auch ein verächtliches Auflachen. Was aber alle Reaktionen eint, das ist die Aufmerksamkeit. Für das Besondere. Jetzt, ja jetzt, bei den süßen (wahlweise albernen) Kätzchen, da muss man mal genau hinhören und sehen, was das soll.
Ziel erreicht, würde ich mal sagen. OK, konform ist das nicht – but who cares? Fast überflüssig zu erwähnen, dass genau dieser Vortrag am Ende als bester geehrt wurde. Wenn auch knapp. Ich persönlich würde meinen, dass man keines der zehn vorgestellten Forschungsfelder über das andere ranken kann. Und alle Vortragenden haben einen richtig guten Job gemacht. Aber gewonnen hat eben der, der am kreativsten seine Sache an den Mann gebracht hat. Und an die Frau. Miau!
In diesem Sinne, sprecht miteinander, nicht übereinander.
Euer Jörg
Jörg Kunz ist promovierter Biologe und PR-Experte mit vielen Jahren Erfahrung in Agentur und Industrie sowie in Expertenorganisationen wie Krankenhaus oder Hochschule. In seinen Blogbeiträgen wirft er einen persönlichen Blick auf aktuelle Ereignisse und betrachtet diese aus der Sicht der Kommunikation bzw. im speziellen aus Sicht der Wissenschaftskommunikation.