Wenn man es nicht schon vorher ahnte, die Corona Pandemie hat es gezeigt: Forschende müssen ihre Forschung kommunizieren. Und das nicht nur auf Fachkonferenzen. Besonders wenn man am Anfang steht, sich durch wissenschaftliche Leistungen anderer Forschender liest und sich seiner eigenen Unwissenheit bewusster denn je wird, freut man sich, wenn man sich in sein Kämmerlein zurückziehen darf. Sucht man sich aber ein Thema, das aktuell in Wissenschaft, Wirtschaft oder auf politischer Ebene viel diskutiert wird, steht man schneller als gewollt vor dem Problem, sich zu diesen Themen auch außerhalb der wissenschaftlichen Blase äußern zu müssen.
Aller Anfang ist schwer
Keine zwei Monate hatte ich mit meiner Promotion begonnen, da kam die erste Anfrage zu meinem Forschungsthema. Da auch meine Betreuer mitbekommen hatten, dass Interesse von außen besteht, gab es kein Verstecken mehr. Also hieß es für mich losgehen. Versuchen, nichts Falsches zu sagen und auch auf Fragen, auf die ich keine Antwort wusste, ehrlich zu antworten: „Ich bin noch am Anfang“, „Ich habe noch keine Ahnung“, „Was die Literatur sagt ist… „
Angst weicht der Freude
Mitte letzten Jahres, eineinhalb Jahre nach dem Start meiner Doktorarbeit, durfte ich in einem Podcast über meine Forschung sprechen. Und ganz ehrlich, noch immer graut es mir, wenn ich so eine Anfrage bekomme. Besonders Podcast. Als ob das Geschriebene nicht schon schlimm genug wäre, musste es auch noch eine Stimmaufnahme sein. Dabei höre ich mich so wahnsinnig ungern selbst reden. Aber Betreuer und Marketingabteilung behielten Recht: traut man sich einmal raus, ist die Angst, etwas Falsches zu sagen, sich selbst zu sehen oder zu hören, nicht mehr so groß. Und irgendwie ist es ja auch toll, Familie und Freunden die Forschung aus Alltagssicht erklären und zeigen zu können.
Alltagskommunikation als zusätzliche Perspektive
Neben den ungewohnten und irgendwie befremdlichen Gefühlen, die ich hatte (und noch immer habe), mich nicht mehr verstecken zu dürfen, habe ich einiges gelernt. Die Wissenschaft herunterzubrechen. Mich auszudrücken, ohne dass vor mir nur fragende Gesichter stehen. Die Zahlen, Zahlen sein zu lassen und den Kontext der Thematik simpel und verständlich zu erzählen. Wissenschaftliche Kommunikation von alltäglicher Kommunikation in der Arbeit mit Kollegen zu unterscheiden, ist relevant. Denn es zeigt noch einmal eine ganz andere Ebene der eigenen Forschung und dem eigenen Verständnis der Thematik. Sich in den Fachtermini auszudrücken, mit Menschen gleichen wissenschaftlich-akademischen Hintergrunds zu sprechen, ist irgendwann leicht. Aber das Thema für sich selbst und für Journalistinnen so aufzubereiten, dass es alle verstehen können, ist etwas ganz anderes. Dazu zeigte mir dieser Weg auch, wo ich selbst vielleicht in meiner eigenen Forschung noch Verständnisprobleme hatte. Wo ich selbst mich hinter ökonomischen Fachbegriffen oder Zusammenhängen versteckt habe, um die scheinbar logische Kette nicht verschwimmen zu lassen.
Kommunikation ist Teil des Transfers
Ein weiterer Punkt, der hier gesagt werden muss: Wir arbeiten an einer technischen Hochschule für angewandte Forschung. Praxiszusammenarbeit ist uns sozusagen in die Wiege gelegt. Aber wie soll ich einen breiten Praxistransfer verständlich und sinnvoll unterstützen, wenn ich nicht weiß, wie ich mich verständlich ausdrücke und niemandem erzählen kann, was ich tue? Ich denke, wir als Forschende, die von der Öffentlichkeit finanziert werden und die Chance haben, jeden Tag etwas Neues dazuzulernen, neue Zusammenhänge zu entdecken oder Technologien zu entwickeln, müssen der Gesellschaft etwas zurückgeben. Denn was helfen denn Erkenntnisse, wenn sie in der Welt nicht angenommen und umgesetzt werden?
Jane Wuth
Jane Wuth hat International Economics and Business an der Universität Passau studiert und promoviert seit 2020 am Technologie Campus Freyung. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit untersucht die Ökonomin, was passieren muss, um mehr digitale Start-ups aufs Land zu locken – und wie der ländliche Raum davon profitieren kann.