Weil ich mich derzeit auf eine THD-Veranstaltung zum Thema „Was wäre die Welt ohne Glas?“ vorbereite, beschäftige ich mich mit einem Werkstoff, den ich eigentlich immer für selbstverständlich gehalten und ehrlich gesagt – inzwischen zu meiner Schande – über den ich mir noch nie allzu viele Gedanken gemacht hatte. Denn meist sehen wir durch Glas hindurch oder nutzen es im Alltag hauptsächlich, um etwas anderes zu transportieren oder aufzubewahren. In der Regel ist der Inhalt des Glases für uns um einiges wichtiger als die Verpackung selbst.
Vielfältig und bunt
Inzwischen weiß ich es besser, denn Glas ist wirklich ein Wundermittel. Ohne Glas gäbe es die moderne Gesellschaft, so wie wir sie heute kennen, nicht. Und wir kommen damit – bewusst und unbewusst – einige Male am Tag in Berührung. Klar: Wir kennen es als Fensterscheibe, es bringt Licht in die Wohnung und hält alle möglichen (Un-)Wettereinflüsse draußen. Und wir kennen es bunt, beispielsweise in Kirchenfenstern oder bei Flaschen, die es am Ende der Nutzung gut getrennt zu entsorgen gilt. Aber im Alltag haben wir auch oft in anderer Form damit zu tun, sei es in Form von Brillengläsern, Spiegeln, der kratz- und wasserfesten Touch-Oberfläche unseres Smartphones, bei Windschutzscheiben, Fassaden, Lampen, Scheinwerfern, als chemisch inertes Material beim Transport von Reagenzien und Pharmazeutika und in vielen weiteren Einsatzgebieten. Glaspartikel können sogar Inhaltsstoffe von Zahncreme sein, welche die Zähne reparieren sollen.
Vom Mikroskop bis zu 6G
Doch Glas kann noch so viel mehr: Egal ob wir sie im Kleinen besser verstehen wollen oder in die Weiten des Alls eintauchen: Beim Einsatz in Mikroskopen oder in Teleskopen ermöglicht Glas uns, die Welt besser kennen zu lernen. Glas trägt zu modernen, vertikalen Städten bei, die den Treibhauseffekt reduzieren. In Form von Glasfasern sorgt es für nachhaltige Isolation von Gebäuden oder auch für schnelles Internet. Glas ist somit Grundlage für Fortschritte in der Kommunikationstechnologie, für 5G bzw. 6 G, für Telemedizin, für virtuelle Lehre, für die globale Kommunikation und für so vieles mehr. Glas hat die Art verändert, wie wir arbeiten und leben. Und wie gesagt, es trägt auch zur Reduzierung der globalen Emissionen bei.
Glas in der modernen Medizin
Ihr merkt schon, die Beispiele der An- und Verwendung nehmen gar kein Ende. Auch Technologien der modernen Medizin wären ohne Glas nicht möglich. Denkt beispielsweise an minimalinvasive Operationen, die nur unter der Verwendung von Endoskopen möglich sind. In Form von Bioglass kann Glas die Knochenstruktur nachahmen, diese ersetzen und bei der Heilung unterstützen. Es kann in besonderen Formen auch Keime abtöten und dabei helfen, dass Wunden schneller heilen.
100 Prozent recyclingfähig
Glas ist ein nachhaltiger Werkstoff. In leichten Flügeln von Windrädern verbaut, hilft er uns Energie zu erzeugen. Oder Flugzeuge leichter zu machen und auf Solarpanels Sonnenenergie einzufangen. Es kann dabei unterstützen, Wasser zu reinigen und den Einsatz von Plastik zu vermeiden. Und hey, ist Euch klar, dass Glas das einzige Material ist, das zu 100 Prozent recyclingfähig ist? Einfach eingeschmolzen, kann es immer wieder neuen Nutzungsarten zugeführt werden. Denkt daran, wenn Ihr nächstens wieder Plastikflaschen im Supermarkt kauft. Jede und jeder kann einen kleinen Beitrag leisten. Und Kleinvieh, naja, Ihr wisst Bescheid…
2022 – Jahr des Glases
Und das alles aus wenigen Grundstoffen. Meist besteht Glas aus den Grundstoffen Quarzsand, Kalk und Soda. Kann aber auch noch mit anderen Stoffen angereichert werden. Durch verschiedene Zusatzstoffe und Verarbeitungsweisen ergeben sich eine Vielzahl an möglichen Eigenschaften und Anwendungsgebieten. Und es wird erwartet, dass noch viele weitere für diesen vielfältigen Werkstoff erforscht werden. Bei so vielen Einsatzzwecken, die der Menschheit dienen, ist es kein Wunder, dass die Vereinten Nationen das Jahr 2022 zum Jahr des Glases auserkoren haben. Und natürlich forscht auch die THD an mehreren Standorten zu diesem großartigen Material. So forscht das Technologie Anwenderzentrum (TAZ) in Spiegelau unter anderem zum Thema Glas und dessen Wertschöpfungskette. Und auch der Technologie Campus Teisnach ist im Bereich Optik sehr stark aufgestellt. Glas ist am Ende also auch ein Stück THD.
Kathrin Auer
Kathrin Auer ist Referentin für Digitalisierung an der TH Deggendorf. Sie liebt es, Unternehmen mit der THD zu vernetzen und dabei Synergien zu erschaffen. Kathrin hat selbst an der THD & in Südkorea International Management sowie in Nürnberg & Hof Supply Chain Management studiert. Nach Stationen in verschiedenen Handelsunternehmen ist sie als Referentin und Dozentin an die THD zurückgekehrt.